Nein. Heutzutage werden feste Rollen-Zuschreibungen und enge Vorstellungen von Geschlecht deutlicher kritisiert. Es werden mehr Vielfalt und Individualität zugelassen.
Cis Frauen, lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, inter* und nicht-binäre Personen verschaffen sich mehr Gehör. Sie alle engagieren sich für Gleichberechtigung, fordern die Anerkennung der Menschenrechte für alle und werden inzwischen mehr wahrgenommen. Das ist ein Fortschritt.
Dass sich Menschen zusammentun, um gemeinsam für Ziele zu streiten, ist nichts Besonderes. Vielmehr gehört es innerhalb einer pluralistischen Demokratie dazu, dass aus der Gesellschaft heraus Anliegen vorgebracht und Forderungen erhoben werden. Interessens-Vertretung ist Teil von Demokratie. So gibt es in Deutschland circa 15.500 Verbände, die sich für die Anliegen ihrer Mitglieder einsetzen.
Ja, es gibt Verbände und Organisationen, die sich für die Verwirklichung der Grundrechte von trans* Personen einsetzen. Sie kritisieren zu Recht die Abwertung, Diskriminierung und Gewalt, die trans* Personen erfahren müssen, und fordern die Anerkennung der in unserem Grundgesetz verbrieften Rechte für diese Gruppe ein. Warum wird es kritisiert, dass sich Mitglieder einer benachteiligten Gruppe zusammenschließen, um sich gegen Diskriminierung einzusetzen?
Grundrechte gelten für alle Menschen. Aufgrund ihrer benachteiligten Position brauchen diskriminierte Gruppen Bündnisse, wenn sie sich Gehör verschaffen wollen. Das Herbeireden einer übermächtigen „Trans-Lobby“ überschätzt ähnlich wie die ebenfalls verbreitete Vorstellung einer „Homo-Lobby“ die finanziellen und politischen Möglichkeiten der wenigen Trans*organisationen.
Gleichzeitig wird damit der gerechtfertigte Einsatz für die Rechte von trans* Personen abgelehnt. Die Verwendung des Begriffs „Lobby“ manipuliert hierbei durch Assoziationen mit Macht-Einfluss, fehlender Transparenz und Verschwörung. Ansprüche auf Gleichbehandlung und Anerkennung sollen damit abgewehrt werden. Doch der Schutz von Grundrechten ist essenziell für Demokratien und begrenzt auch die Macht von Mehrheiten.
Quelle: LSVD