In vielerlei Hinsicht beginnen wir zu verstehen, dass auch das biologische Geschlecht nicht so binär ist, wie bisher angenommen. So werden beispielsweise 2 % der Bevölkerung als intersexuell geboren, d. h. mit Genitalien, die nicht in die binäre Kategorie Mann/Frau passen. Das entspricht der Zahl der grünäugigen Menschen weltweit!
Ein weiteres Beispiel: Es wird allgemein angenommen, dass Hormone eng mit dem biologischen Geschlecht verbunden sind. Heute wissen die Endokrinolog*innen jedoch, dass der Gehalt an so genannten “Sexualhormonen”, Testosteron und Östrogen, ebenfalls ein Spektrum umfasst und in männlichen und weiblichen Körpern in unterschiedlichen Mengen vorhanden ist. Ein Beispiel: Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom (PCOS) haben einen hohen Testosteronspiegel in ihrem Körper, sind aber dennoch Frauen.
Außerdem kann eine Person auch einen hohen Testosteronspiegel haben, einfach nur weil ihr Körper das von ihm produzierte Testosteron nicht effizient nutzt. Um diese Ineffizienz zu bekämpfen, produziert der Körper einfach mehr, um eine ordnungsgemäße Nutzung zu gewährleisten. Dadurch ändert sich das Geschlecht nicht, und es gibt auch keinen medizinisch anerkannten Schwellenwert dafür, wie viel Testosteron oder Östrogen jemanden als männlich oder weiblich qualifiziert.
Auch die Chromosomen sind nicht binär. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass XX/XY-Chromosomen die einzigen beiden Kombinationen sind, die es gibt, um ein männliches/weibliches Geschlecht zu bezeichnen. Manche Menschen werden jedoch auch mit XXY– und XXX-Chromosomen geboren, und dies sind nur zwei Beispiele für multiple Chromosomenvariationen. Intersex-Personen können zum Beispiel vier verschiedene Arten von Chromosomenvariationen haben. Einige intersexuelle Menschen mit überwiegend männlichen Chromosomen können auch einen Fötus austragen, wenn sie die für eine Schwangerschaft erforderliche Anatomie besitzen.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass selbst das biologische Geschlecht, von dem die meisten Menschen glauben, dass es binär ist, weitaus komplizierter ist als eine strikte Einteilung in männlich und weiblich.
Quelle: THE SWADDLE