Nein. Diese Behauptung ignoriert alltägliche Diskriminierungs-Erfahrungen und verkennt die Lebensrealität von trans* Jugendlichen. Trans*sein wird nach wie vor eher stigmatisiert und diskriminiert, als dass es als gleichwertig akzeptiert wird. Ein Coming-out als trans* wird selten vom Umfeld begrüßt, gefeiert oder wohlwollend zur Kenntnis genommen. In der Regel bringt es Nachteile mit sich.
Viele erleben das eigene Coming-out als sehr belastend. Sie unterdrücken oft jahrelang ihre tatsächliche geschlechtliche Identität. Das wirkt sich negativ auf die psychische Gesundheit aus (6). Viele trans* Jugendliche trauen sich lange Zeit nicht, sich zu outen. Denn als Minderjährige sind sie sehr stark von ihrer Familie abhängig und können auch nicht einfach die Schule wechseln. Sie befürchten Ablehnung in der Familie, den Verlust von Freund*innen oder Nachteile in der Schule oder in der Ausbildung. Leider nicht zu Unrecht.
Erfahrungen von Mobbing in der Schule und Konflikten in der Herkunftsfamilie sind unter trans* Jugendlichen häufig. Auch in der Öffentlichkeit und im Alltag kommt es regelmäßig zu trans*feindlichen Diskriminierungen wie verächtlichen Blicken oder Anstarren, Lächerlichmachen, Beschimpfungen bis hin zu Bedrohungen oder Übergriffen. Diese wiederholte Erfahrungen von Diskriminierung sind belastend und erhöhen das Risiko unter trans* Jugendlichen, eine Depression oder Angststörung zu entwickeln oder eine Suizidversuch zu unternehmen (8).
In der Behauptung, dass viele nur aus Coolness trans* sind, schwingt zuletzt eine sehr gefährliche Logik mit. Denn im Umkehrschluss müsste man Trans*sein wieder stärker stigmatisieren und weiter abwerten, damit sich so wenig Menschen wie möglich als trans* outen. Zu Ende gedacht würde das bedeuten, die Anerkennung von trans* Personen so schwer wie möglich zu machen. Und das lehnen wir eindeutig ab.
Quelle: LSVD